Kultur und Weindas beschauliche MagazinAusstellungsansicht "Ashley Hans Scheirl" ASHLEY HANS SCHEIRL Kreatives Chaos In & Out of Painting*
Auf kleinen Fernsehgeräten, wie man sie bis in die 1990er-Jahre verwendet hat, laufen Videos, deren verwackelte Bilder Szenen zeigen, die von einem Vertreter des Wiener Aktionismus stammen könnten. So treibt eine nackte mit Nägeln gespickte Frau ihr „Queeres Spiel der Hanswurst*innen“ und lässt sich via Bildschirm bei ihrer Marter gelassen beobachten. Ashley Hans Scheirl (*1956), man muss es so rüde formulieren, scheißt sich nichts um die Empfindlichkeiten anderer, wenn es ihr um eine entscheidende Ansage an die Gesellschaft geht. Schließlich gilt sie als prägende Stimme einer queer-feministischen Avantgarde und sie verhandelt „trans*idente“ (was immer das heißen mag) „Kunst mit großer formaler Freiheit“, aber auch mit einer seltsamen Art von Humor. So ragt im Obergeschoß des Belvedere 21 aus einer Installation heraus eine mehrere Meter lange stramme „Scheißwurst“, die man mutig passieren muss, um in den Rest der Ausstellung zu gelangen.
Scheirl hat´s an sich mit Fäkalien, die sich in „The Alchemist´s Fetisch“ (2021) genauso finden wie in etlichen anderen Werken, die sich eher zufällig hingeschmissen ausnehmen. Übergossen mit Körperflüssigkeiten, flankiert von Cyborgs und Mutanten, verziert mit kapitalistischen Symbolen wie Gold und Diamanten offenbart sich subversiver Witz. Sexuell konnotierte Direktheit schrammt hart am Schweinigeln und analytische Schärfe muss im Durcheinander so mancher Anhäufung krauser Ideen erst entdeckt werden. Kurator Sergey Harutoonian weiß, dass die Künstlerin klassische Ordnungssysteme ebenso wie museale Konventionen der Präsentation hinterfragt und sich konsequent einer linearen Erzählweise verweigert. Angefangen hat Scheirl als Malerin.
Ausstellungsansicht Jonathan Monk. Limited Company, Belvedere 21 Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien JONATHAN MONK LTD COMPANY GmbH der konzeptuellen Aneignung
Ein Blatt Papier in Lachsrosa wird zum unabdingbaren Begleiter zwischen den Ideen des Engländers Jonathan Monk, der bis 21. September 2025 unter dem Motto „Limited Company“ im Belvedere 21 zu Gast ist. Denn auf den ersten Blick ist wenig vom Schaffen eines der „international bedeutendsten Vertreter konzeptueller Gegenwartskunst“ (© Belvedere 21, Kurator Axel Köhne) zu entdecken. Freilich sind einige Objekte nicht zu übersehen. Ein Lastenrad findet sich auf dem gedruckten Führer unter „A Stationary Metamorphosis Within a Geometric Figure (Cube)“, das von den Kuratoren immer wieder umgeparkt werden soll, wohl um seine Ladung, den im Titel angesprochenen Würfel, zu neuer Geltung zu bringen. Man versucht etwas hilflos den dazu vorbereiteten hochphilosophisch formulierten Text zu verstehen, um bei Marcel Duchamps und Readymade endlich in die Spur von JM zu kommen. Es handelt sich um eine der zahlreichen konzeptionellen Aneignungen, die das Wesen im Schaffen des Briten ausmachen.
Der Besuch der Ausstellung ist eher ein Prozess des Grübelns als die erwartete Kunstbegegnung. Treffender ist der Ausdruck „Bezugspunkte“, wenn man auf Positionen von On Kawara, Sol LeWitt, Louise Lawler oder Franz West stößt. Entlang eines 35 Meter langen Vorhangs, benannt „Exhibit Model Nine“, hat sich JM nicht uneitel ein Denkmal errichtet. Bedruckt sind die 22 Stoffbahnen mit Installationsansichten vergangener Ausstellungen in Berlin, Montreal, Tel Aviv, Kopenhagen und Wien. Verschämt präsentieren sich dagegen Arbeiten wie „Separated“ (zweigeteilte Fotos von Paaren, Flohmarktfunde, die JM dafür zerrissen hat) oder farbkräftige „Parrot Paintings“, denen Texte des US-amerikanischen Konzeptkünstlers John Baldessari zugrunde liegen. Was sonst noch alles an tieferem Sinn dahintersteckt, bitte dazu den Begleittext zu konsultieren.
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