Kultur und Weindas beschauliche MagazinWerke von Leopold Strobl in gugging.! Classic & contemporary LEOPOLD STROBL & DIE BIENNALE Sensation für art brut center gugging
Die Umrisse von Bergen, Wäldern oder Gebäuden werden nachgezogen und das Blau des Himmels der Stimmung des Künstlers angepasst. Strobls Themenspektrum ist breit, es reicht von Naturansichten über die ihm vertrauten Kellergassen bis zu Kriegsschauplätzen, die, ohne von ihm beabsichtigt, eine tagespolitische Komponente in sein Werk einbringen. Er selbst wird dazu niemals eine Erklärung abgeben, seine Arbeiten genügen ohnehin, um in den Betrachtern bei genauem Hinschauen leise Gedankenanstöße zu generieren. Seit ein paar Tagen ist es offiziell. Leopold Strobl wurde von Kurator Adriano Pedrosa zur Teilnahme an der 60. Biennale di Venezia eingeladen und wird mit seinen Werken im Arsenale in der Ausstellung „Stranieri Ovuque – Foreigners everywhere“ vom 20. April bis 24. November 2024 vertreten sein. Die Freude im art brut center gugging ist verständlicherweise groß. Seit 2002 besucht Strobl das atelier gugging, anfangs fast täglich, seit etwa 2019 einmal in der Woche. An den Tagen dazwischen arbeitet er an seinen Wohnsitzen in Poysdorf und Kritzendorf. In dieser Zeit entstand eine innige Verbindung zum art brut center gugging und der galerie gugging. Seit 2021 sind seine kleinen, aber intensiven Bilder im museum gugging zu bewundern, wenngleich schon 2016 sein Schaffen international wahrgenommen wurde. Die Berufung nach Venedig war für Kuratorin Nina Ansperger die ideale Gelegenheit, die bis März 2026 (dem Jubiläumsjahr) laufende Dauerausstellung „gugging.! Classic & contemporary“ einem umfangreichen Update zuzuführen.
abstrakt.!? zwischen figuration und abstraktion, Ausstellungsansicht abstrakt.!? Werke von Laila Bachtiar und „Freunden“
Erstmals steht eine Frau im Zentrum einer Ausstellung des museums gugging. Laila Bachtiar (*1971) arbeitet seit 1990 in Gugging und hat in den vergangenen Jahrzehnten ein gewaltiges Œuvre geschaffen. Es sind, neben einigen wenigen Gemälden, hauptsächlich Zeichnungen, liniendominierte Bilder, in denen ihr Lieblingsmotiv, Tierdarstellungen, wieder einen großen Teil einnehmen. Im Laufe der Zeit befreite sich die Künstlerin mehr und mehr von erkennbarer Gegenständlichkeit, ohne sie jedoch radikal zu verlassen. Dieser Weg verbindet mit drei anderen (mittlerweile verstorbenen) Gugginger Künstlern, die ihren Arbeiten gegenübergestellt werden. Im Titel dieser Schau „abstrakt.!? zwischen figuration und abstraktion“ (bis 17. März 2024) hat das Fragezeichen also einen besonderen Stellenwert.
Die Antwort darauf versucht die Einteilung in vier Kapitel zu geben. „Motiv und Linie“ lässt in einer Blackbox der Zeichnerin auf die Finger schauen. Man kann verfolgen, wie aus einem einfachen Liniengerüst, einer Art Skizze, nach und nach eine Fläche aus dicht gesetzten Strichen entsteht, die beispielsweise ein ursprünglich als Hund auszunehmendes Tier unter den Grautönen der Schraffur für den Blick zu verbergen beginnt. Ihr gegenüber hängen Bilder von Erich Zittra, der, anders als die späte Bachtiar, seine Motive mit vielfarbig überstrichelt hat. In Kapitel 2, Figur, sind es Werke von Philipp Schöpke, die sich, ähnlich wie Bachtiar, zu den Grenzen der Abstraktion hin bewegen.
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