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Es funkt! Ausstellungsansicht © Foto: Klaus Pichler/hdgö, cc by-nc 4.0

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ES FUNKT! Österreichische Geschichte im Radio

Es funkt! Ausstellungsansicht © Klaus Pichler/hdgö

Es funkt! Ausstellungsansicht © Klaus Pichler/hdgö

Eine Hörausstellung über den Rundfunk zwischen Propaganda und Protest

„Tor, Tor, Tor, Tor! I wer´ narrisch!“, als legendärer Jubelschrei des Sportmoderators Edi Finger 1978 in Córdoba ist historisch betrachtet kein entscheidender Moment unserer Geschichte, hat sich aber in das nationale Bewusstsein eingeprägt; zumal er vor jedem Fußballmatch gegen unseren Nachbarn Deutschland wie eine Zauberformel einen Sieg (meist vergeblich) heraufbeschwören soll. Zu erleben ist er als heitere Intro an der ersten Station der Hörausstellung „ES FUNKT! Österreich zwischen Propaganda und Protest“ (bis 6. Jänner 2026 am Alma Rosé-Plateau) im Haus der Geschichte Österreich, kurz hdgö. Doch in der Folge wird es ernst, teils sehr ernst , wenn im Kopfhörer die schnarrende Stimme von Engelbert Dollfuß ertönt. Gesendet wurde die Rede am 1. Mai 1934, mit der die diktatorische Verfassung dem zum Teil noch an Detektoren lauschenden Volk verkündet wurde.

Ausstellungsansicht Es funkt! © Klaus Pichler/hdgö

Ausstellungsansicht Es funkt! © Klaus Pichler/hdgö

Ausstellungsansicht Es funkt! © Klaus Pichler/hdgö

Ausstellungsansicht Es funkt! © Klaus Pichler/hdgö

Das nächste Schicksalsjahr war 1938 mit zwei tief in der Geschichte verankerten Radioereignissen innerhalb weniger Tage. Mit einem ergreifenden „Gott schütze Österreich“ beschloss Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 11. März via RAVAG die Ankündigung seines Rücktritts. Am 15. März verkündete Adolf Hitler damals keine 20 Meter von der Hörstation der Ausstellung entfernt auf dem Altan der Neuen Hofburg den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Für alle, die damals nicht jubelnd auf dem Heldenplatz anwesend waren, gab es eine von pathetischer Musik umrahmte Übertragung, inszeniert von genialer Nazipropaganda. Heute kommentiert eine damals zeitgenössische Karikatur den grassierenden Wahnsinn mit Goebbels als gehörnten Gesundbeter.

Österreich war erst 1955 wieder völlig frei, wie Leopold Figl unmittelbar nach Unterzeichnung des Staatsvertrages feststellte. Seine im Inneren des Oberen Belvederes getätigte Aussage entwickelte jedoch ein Eigenleben und wanderte auf den Balkon des Schlosses, wo sie allerdings nie gesagt wurde. 1968 erwies sich das Radio als Grenzen überschreitendes Medium, als die Rote Armee in der Tschechoslowakei einmarschierte und einige Mutige via Äther ihr Entsetzen die Nachbarn wissen ließen, bis auch ihr Sender abgedreht war. Widerstand gab es auch von den Pionieren des Privatradios, die mit Sendemasten außerhalb der Staatsgrenzen das ORF-Monopol unterliefen. Zumindest teilweise wurde 1994 diese mittlerweile längst undenkbare Regelung aufgehoben. Ein Jahr davor war in Straßburg das auslösende Urteil ergangen. Es sind also Heldensagen, Freudenbotschaften und Dokumente des Schicksals, die bis zur letzten Station mit der Jahreszahl 2025 von entscheidenden Punkten unserer Geschichte berichten und dank gemütlicher Sitzgelegenheiten in aller Beschaulichkeit nachgehört werden können.

Ausstellungsansicht Es funkt! © Klaus Pichler/hdgö

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