Kultur und Weindas beschauliche MagazinBlick auf das Trumer Seenland über grüne Wiesen WELTKULTURERBE HEUMILCH Auszeichnung für engagierte Milchbauern
Karl Neuhofer darf mehr als stolz sein. Immerhin ist er nicht nur Obmann, sondern einer der Initiatoren der ARGE-Heumilch. Er erinnert sich, dass Höfe wie der seine von Kollegen belächelt wurden. Ein Bauer, der seine Kühe noch mit Heu füttert, wo doch Silage um soviel günstiger ist, weil weniger Aufwand und dennoch extrem nahrhaft? Über die Jahre drehte sich jedoch die Einstellung zu dieser archaisch anmutenden Wirtschaftsweise in bewundernde Anerkennung. Mehr und mehr stellte sich heraus, dass durch die nachhaltige Pflege von Grünland eine ganze Reihe von positiven Effekten für Umwelt und Tiere erreicht wurden. Ganz oben steht der Schutz des Klimas. So genutzte Wiesen speichern extrem viel CO2, sogar mehr als Waldflächen. Ganz nebenbei wird die Artenvielfalt gefördert, sowohl bei den Pflanzen wie unzähligen Gras- und Blumenarten, als auch bei den Tieren, deren Lebensraum damit die schönste Abwechslung bietet. 2004 schlug die Geburtsstunde für die gesamtösterreichische ARGE-Heumilch. Die Verarbeitung obliegt angeschlossenen Molkereien bzw. Käsereien und für den entsprechenden Absatz sorgen nicht zuletzt die großen Handelsketten, die von der Milch bis zum Käse die köstlichen Produkte mit dem freundlich hellgrünen Logo in ihren Regalen führen.
Ein solches Erfolgsprojekt findet auch international Beachtung. Am Samstag, den 9. März 2024, gab es den großen Festakt im Salzburg Congress, als von Yoshihide Endo von der FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations) die Urkunde überreicht wurde, die schwarz auf weiß bestätigt, dass „die traditionelle Heumilchwirtschaft im österreichischen Alpenbogen“ als „landwirtschaftliches Weltkulturerbe“ gilt, übrigens als erstes im deutschsprachigen Raum. Bedacht werden mit einer solchen Würdigung landwirtschaftliche Systeme, die seit Generationen von den Bauern entwickelt wurden, um Lebensräume bereitzustellen, alte Traditionen zu bewahren und natürliche Ressourcen zu schützen. Selbstverständlich werden von der ARGE-Heumilch alle Voraussetzungen mehr als erfüllt. Es handelt sich um ein einzigartiges landwirtschaftliches Produktionssystem, das räumlich abgegrenzt und dessen Erhalt für die Zukunft essenziell ist. Yoshihide Endo betonte bei seiner Ansprache, dass damit auch eine weltweite Bedeutung als Modell für nachhaltige Landwirtschaft und ein wertvolles Erbe verbunden sein müssen. Von der Theorie in die Praxis führt der Weg in den Flachgau zum Joglbauern in Obertrum. Allein der Weg dorthin ist eine Freude. Die sanften Hügel, über und über von saftigen Wiesen bedeckt, eröffnen bald eine atemberaubende Aussicht auf das Trumer Seenland. Ganz oben in Hohengarten 3 wird ein Bauernhaus seit 1776 von der Familie Hofer bewirtschaftet. Ein Großteil der 40 Hektar sind der Heuwirtschaft und der Freilandhaltung gewidmet. Die Kühe haben hier alle Freiheit dieser Welt. Ist ihnen im Sommer mittags auf der Wiese zu heiß, ziehen sie sich zum Wiederkäuen in den Stall zurück, um bei angenehmeren Temperaturen ihr Mahl draußen fortzusetzen. Im Winter liegen vor ihren Mäulern Berge von duftendem Heu. Die Milch wird an Ort und Stelle verarbeitet und im Hofladen angeboten. Gefordert ist dabei die ganze Familie, denn im Angebot stehen nicht nur Käse und Joghurt, sondern u. a. verschieden aromatisierte Essige, Gemüse aus eigenem Anbau, Wurst, Fleisch und als der große Renner das selbstgebackene Brot. Im Zuge einer Hofführung wird man nicht nur in diese wunderbare Wirtschaftform eingeweiht, sondern auch überzeugt, dass in solchen Nischen enormes Potential für unsere Versorgung mit „Lebens“Mitteln liegt. Statistik |