Kultur und Weindas beschauliche MagazinLeopold Selinger, Philipp Stix auf großer Fahrt © Bettina Frenzel RAIN MAN Berührender Roadtrip ungleicher Brüder
Raymond Babbitt ist Autist und Savant. Seine außergewöhnliche Fähigkeit besteht unter anderem in blitzartigem Zählen, beispielsweise von Zahnstochern oder den Karten auf dem Spieltisch in Las Vegas. Im Übrigen ist er hilflos und extrem kontaktscheu. Wenn nicht alles in streng gewohnten Bahnen abläuft, gerät er außer sich. Dann hilft nur mehr das mantraartige Hersagen von „Weil ich wissen will, wer auf der ersten Base spielt...“ (Bei genauem Hinsehen fällt ein Fehler auf: Es ist nicht logisch, dass Raymond die schwierigsten Rechungen auf der Stelle löst, aber dabei versagt, wenn es darum geht, die Hälfte eines Dollars zu bestimmen.) Charlie Babbitt hingegen ist ein windiger Typ, der in Schulden beinahe absäuft und den Gläubigern nur durch schräge Tricks entgehen kann. Dass er einen Bruder hat, erfährt er erst nach dem Tod des ungeliebten Vaters, der sein immenses Vermögen Raymond in Form einer Stiftung vermacht hat. Man kennt den Film von Barry Levinson, der die Annäherung der beiden Brüder zeigt, in der Starbesetzung mit Dustin Hoffman als Raymond, aus dem durch einen Hörfehler der Rain Man wird, die vom kleinen Charly erdachte Hoffnungsgestalt. Dan Gordon hat das Drehbuch von Ronald Bass und Barry Morrow für die Bühne aufbereitet und damit diesen berührenden Roadtrip zweier mehr als ungleicher Brüder zu einer Herausforderung für engagierte Off-Theater auch in Österreich gemacht.
Das Theater zum Fürchten hat sich dieser Aufgabe gestellt und sie mit der zu erwartenden Bravour gelöst. In der Regie von Felix Metzner hat Marcus Ganser einen beeindruckenden Raum geschaffen, mit Videos, auf denen Ziffern, Neonreklamen und der Highway die jeweilige Stimmung schaffen.
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