Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Das Kaffeehaus, Ensemble © Bettina Frenzel

Das Kaffeehaus, Ensemble © Bettina Frenzel

DAS KAFFEEHAUS Goldonis Schmunzeln zur Moralpredigt

Hermann J. Kogler, Georg Kusztrich, Sebastian von Malfèr © Bettina Frenzel

Hermann J. Kogler, Georg Kusztrich, S. von Malfèr © Bettina Frenzel

Nichts ist wirklich sicher, weder die Liebe, noch das Spiel und schon gar nicht der Kaffee.

Carlo Goldoni (1707-1793) war ein Reformator der italienischen Komödie. Er verschaffte ihr den Rang eines der Tragödie beinahe ebenbürtigen Genres. „Die Komödie ist erfunden worden, um Fehler zu verbessern und schlechte Sitten lächerlich zu machen“, soll sein persönliches Statement dazu sein. Einen guten Teil seiner Lebenszeit hielt er sich in Venedig auf und siedelte dort auch die Handlung von „Das Kaffeehaus“ an. Auf einer kleinen Piazza zwischen Kanälen und engen Gassen zieht ein Spielcasino den Herren das Geld aus der Tasche, gegenüber wohnt eine Tänzerin, die sich um Zweifel an ihrem Ruf keine Sorgen zu machen braucht, dazu gibt es eine Locanda, also eine kleine Pension, und als Tauschbörse für Tratsch und Intrigen ein Kaffeehaus. Es hilft dabei auch nicht, dass der Kaffeesieder ein aufrechter Mann ist, mit einem großen Herzen und dem Glauben an das Gute im Menschen. Denn seine Gäste sind aus anderem Holz geschnitzt. Er serviert dem gewissenlosen Spielbankbesitzer ebenso den Kaffee wie dem Gerüchte streuenden Schandmaul, dem Hochstapler und einem krankhaft der Spielleidenschaft verfallenen jungen Ehemann.

Anna Zöch, Tony Matzl © Bettina Frenzel

Anna Zöch, Tony Matzl © Bettina Frenzel

Das Kaffeehaus, Ensemble © Bettina Frenzel

Das Kaffeehaus, Ensemble © Bettina Frenzel

Dass bei solch verworfenem Personal trotzdem gelacht werden darf, ist zum einen dem Genie des Dichters zu verdanken, dessen Text von einem gewissen C. Paterniti neu ins Deutsche übertragen wurde, und dem Regisseur Bruno Max, der konsequent darauf achtet, dass Allotria und Gaudium stets im rechten Verhältnis zur erbaulich moralischen Grundstimmung stehen. Auf der von Marcus Ganser kühl gestalteten Bühne versucht Kaffeesieder Ridolfo (Georg Kusztrich) den Sohn seines besten Freundes auf den rechten Weg zu bringen, vom Besuch des Casinos abzuhalten und finanziell unter die Arme zu greifen. Eugenio (Sebastian von Malfèr) scheint gegen derlei Bestrebungen zu persönlicher Besserung jedoch immun zu sein. Es gehen viele Millionen von Lire mittels gezinkter Karten verloren, die Ohrringe seiner Frau Vittoria (als hochschwangere Verzweifelte: Lisa-Marie Bachlechner) werden versetzt und das Boot am Lido muss verkauft werden.

Einen nicht unwesentlichen Anteil an seiner Pechsträhne trägt Leandro (Tony Matzl), der sich als Conte ausgibt und bei der hübschen Tänzerin Lisaura (Anna Zöch) einnistet, bis ihn letztlich seine attraktive Frau Placida (Samantha Steppan) enttarnt. Die geringste Schuld daran trifft den patscherten Kellner Trappola (Simon Brader). Keinen Zweifel an eiskalter Geldgier lässt hingegen Markus Tavakoli als „Bankier“ Pandolfo aufkommen. Ihm zur Seite steht der Mann fürs Grobe. Der vierschrötige Scoroncocolo (Gerhard Hradil) verprügelt aufbegehrende Spieler und setzt auch den erlösenden Schlusspunkt. Nachdem der Commissario (Bernhard Jammernegg) sein Herrl festgenommen hat (eine reizende Idee: die Polizisten sind Kinder), gerät Don Marzio in seine brutalen Hände. Der neapolitanische Edelmann ist nicht zuletzt durch das Spiel von Hermann J. Kogler das wahre Ekel, das vor diesem komisch-schwarzen Hintergrund ein Happy End mit Garantie unmöglich macht.

Sebastian von Malfèr, Samantha Steppan © Bettina Frenzel

Sebastian von Malfèr, Samantha Steppan © Bettina Frenzel

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